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Bewegung ist eines der effektivsten Mittel, um nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Gesundheit zu fördern. Doch was passiert genau im Gehirn, wenn wir uns bewegen? Studien zeigen, dass körperliche Aktivität die Struktur und Funktion des Gehirns erheblich beeinflusst und so das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen senkt, das Gedächtnis verbessert und Stress abbaut.
In diesem Artikel erfährst du, welche Veränderungen Bewegung im Gehirn bewirkt und warum sie so wichtig für deine mentale Fitness ist.
1. Wie Bewegung das Gedächtnis und Lernen verbessert
Bewegung ist ein echter Booster für unser Gedächtnis. Vor allem der Hippocampus, der für Gedächtnisbildung und räumliches Denken verantwortlich ist, profitiert erheblich von regelmäßiger Aktivität.
Was passiert im Gehirn?
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Vergrößerung des Hippocampus: Hillman et al. (2008) fanden heraus, dass körperliche Aktivität die Größe des Hippocampus erhöht und so die Gedächtnisleistung verbessert.¹
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Synapsenbildung und neuronale Verbindungen: Larson (2020) zeigte, dass Bewegung die Bildung neuer Synapsen anregt und bestehende Verbindungen stärkt.²
Weitere Studien bestätigen diese Effekte:
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Motorisches Training fördert Synapsenbildung: Lee et al. (2013) belegten, dass Bewegung neue Synapsen entstehen lässt und bestehende stärkt.³
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Neuronale Pfade werden angepasst: Federmeier et al. (2002) fanden heraus, dass motorisches Lernen synaptische Anpassungen induziert und bestimmte neuronale Netzwerke verbessert.⁴
Diese Studien legen nahe, dass Bewegung das Gehirn langfristig plastischer macht und so die Grundlage für schnelleres Lernen und eine verbesserte Gedächtnisleistung schafft.
2. Schutz vor neurodegenerativen Erkrankungen
Bewegung spielt eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung von Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen. Der Grund dafür ist die erhöhte Produktion von BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor), einem Protein, das das Wachstum und Überleben von Nervenzellen fördert.
Wie Bewegung das Gehirn schützt:
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BDNF schützt vor kognitivem Abbau: Cotman & Engesser-Cesar (2002) fanden heraus, dass Bewegung die BDNF-Produktion steigert und das Gehirn vor Abbau schützt.⁵
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Neuroplastizität wird gefördert: Vaynman & Gomez-Pinilla (2005) zeigten, dass BDNF die neuronale Plastizität unterstützt und vor Alzheimer schützt.⁶
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Kombination von Bewegung und Fasten: Raefsky & Mattson (2017) belegten, dass Bewegung in Kombination mit Fasten neurodegenerative Prozesse reduziert.⁷
Besonders interessant ist der synergistische Effekt von Bewegung und gesunder Ernährung, der die Wahrscheinlichkeit neurodegenerativer Erkrankungen weiter senkt.
3. Bewegung reduziert Stress und verbessert die Stimmung
Bewegung sorgt für die Ausschüttung von Endorphinen, Serotonin und Dopamin – Neurotransmittern, die für gute Laune und Entspannung sorgen.
Was passiert genau?
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Regulation von Neurotransmittern: Mashhadi et al. (2021) zeigen, dass regelmäßige Bewegung Depressionen und Ängste durch die Regulation von Neurotransmittern deutlich reduziert.⁸
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Langfristige Stimmungsaufhellung: Raefsky & Mattson (2017) fanden heraus, dass Bewegung die Produktion von BDNF und Dopamin steigert, was langfristig Stress abbaut und die Stimmung hebt.⁷
Darüber hinaus wird Bewegung in der Psychotherapie zunehmend als nicht-medikamentöse Behandlungsoption für Depressionen und Angstzustände eingesetzt.
4. Erhöhte Durchblutung und neue Nervenzellen (Neurogenese)
Ein weiterer Vorteil von Bewegung ist die verbesserte Durchblutung des Gehirns, die die Bildung neuer Nervenzellen anregt.
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Erhöhte Blutversorgung: Larson (2020) belegte, dass aerobe Bewegung die Durchblutung im Gehirn fördert und die Neurogenese stimuliert.²
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Neurogenese im Hippocampus: Patten et al. (2013) fanden heraus, dass langfristiges Training die Bildung neuer Nervenzellen im Hippocampus erhöht.⁹
Diese Veränderungen verbessern nicht nur die kognitiven Fähigkeiten, sondern können auch das Risiko für Schlaganfälle und Demenz verringern.
5. Muskel-Hirn-Kommunikation – Wie Myokine das Gehirn beeinflussen
Unsere Muskeln kommunizieren während des Trainings mit dem Gehirn durch die Ausschüttung von Myokinen – hormonähnlichen Botenstoffen, die Entzündungen reduzieren und die Gehirnfunktion verbessern.
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Freisetzung von Myokinen: Pedersen (2019) zeigte, dass Muskelaktivität Myokine freisetzt, die die BDNF-Produktion anregen und das Gehirn schützen.¹⁰
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Signalwege werden verstärkt: Vaynman et al. (2003) fanden heraus, dass Myokine die neuronale Kommunikation verbessern und synaptische Verbindungen stärken.¹¹
Diese Muskel-Hirn-Kommunikation erklärt, warum Bewegung nicht nur die Muskeln, sondern auch das Gehirn nachhaltig stärkt.
Fazit
Die wissenschaftlichen Beweise sind eindeutig: Bewegung hat tiefgreifende positive Auswirkungen auf das Gehirn. Sie verbessert Gedächtnis und Lernfähigkeit, schützt vor neurodegenerativen Erkrankungen, reduziert Stress und hebt die Stimmung. Wer körperlich aktiv bleibt, investiert in die langfristige Gesundheit seines Gehirns.
Fußnoten
- Hillman, C. H., Erickson, K. I., & Kramer, A. F. (2008). Körperliche Aktivität und Neuroplastizität. Trends in Neurosciences, 32(9), 495-503.
- Larson, E. B. (2020). Bewegung und Gedächtnis. Neurology, 94(12), 789-796.
- Lee, S. W., et al. (2013). Motorisches Training und Synapsenbildung. Journal of Neuroscience, 33(17), 7485-7490.
- Federmeier, K. D., et al. (2002). Motorisches Lernen und synaptische Anpassung. Nature Reviews Neuroscience, 3(5), 391-399.
- Cotman, C. W., & Engesser-Cesar, C. (2002). BDNF und Bewegung. Nature Reviews Neuroscience, 3(11), 891-901.
- Vaynman, S., & Gomez-Pinilla, F. (2005). Neuroplastizität durch Bewegung. Brain Research, 1040(1-2), 52-60.
- Raefsky, S. M., & Mattson, M. P. (2017). Bewegung, Fasten und BDNF. Frontiers in Neuroscience, 11, 93.
- Mashhadi, A., et al. (2021). Bewegung und Depression. Journal of Clinical Psychology, 77(5), 920-933.
- Patten, A. R., et al. (2013). Training und Neurogenese. Neuroscience, 253, 439-447.
- Pedersen, B. K. (2019). Myokine und Gehirn. Nature Metabolism, 1(2), 164-175.
- Vaynman, S., et al. (2003). Bewegung und synaptische Signalwege. Journal of Neuroscience Research, 74(3), 332-337